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KURT
Rupfen neigen würden. Die Zeitschriften WP und Papageien waren uns damals ebenso unbekannt wie Papageienforen im Internet (zumal wir damals noch gar keinen Internetzugang hatten). Also wurden die Zeitungen nach Anzeigen gewälzt. Anfang Januar, es war Donnerstag der 04.01.1996, sahen wir eine Anzeige in der ein zahmer, sprechender Graupapagei und eine Venezuela-Amazone angeboten wurden. Wir fuhren hin aber der Verkäufer hatte nur noch eine große Mülleramazone abzugeben. Es war ein Wildfang, laut CITES eine Guatemala-Amazone, die im November 1993 aus Nicaragua eingeführt wurde. Auf meine Bedenken hin, einen Wildfang zu erwerben, sagte der Verkäufer mir nur „der Vogel sei mittlerweile nun schon über zwei Jahre in Deutschland und ich könne mir sicher sein, dass ihm niemand mehr die Freiheit wiedergeben würde oder könne, ganz gleich ob ich ihn nun kaufen würde oder nicht.“ Irgendwie tat mir der Geier leid und immer wenn wir uns ihm näherten (vor allem aber wenn Melanie zu ihm ging), „blinkte“ er mit seinen Augen. Sein Käfig war viel zu klein und verschmutzt und das Futter musste in den letzten Tagen wohl immer nur aufgefüllt worden sein ging man von den Resten und leeren Körnerschalen aus, die im Napf und im Käfig rumlagen. Innerlich hatte ich mich schon fast dazu entschlossen ihn zu kaufen.
So ging das fast eine Woche bis wir es uns eines Abends im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatten und einen Film anschauen wollten. Wir hatten ein paar Snacks vorbereitet und auf dem Wohnzimmertisch standen mehrere Teller. Kurt kam sofort aus seinem Käfig heraus und lief über den Boden zielstrebig auf uns zu. Wir wussten zuerst gar nicht was das sollte und waren von seinem plötzlichen Wandel sehr überrascht. Er wollte uns an den Beinen hochkrabbeln und sein einziger Gedanke galt wohl dem gedeckten Tisch. Nachdem er hier und da etwas probieren durfte war das Eis gebrochen. Er war jetzt fast nur noch draußen aber dennoch bekam er einen größeren Käfig. Er wurde immer zutraulicher und frecher...... Es stellte sich heraus, dass wir mit Kurt einen kleinen Tyrann erworben hatten, der jedem zeigen wollte/musste, dass er der Herr war. Nach mehreren Auseinandersetzungen (die für uns zum Teil sehr blutig endeten), entschloss ich mich dazu, andere Saiten aufzuziehen. Wir wollten ihn nicht wieder weggeben, weil wir inzwischen befürchteten, dass er wegen seiner Bissigkeit schon mehrmals den Besitzer gewechselt haben könnte. Wenn dem tatsächlich so war, so sollte er zumindest bei uns ein dauerhaftes Zuhause finden, denn er war ein wunderschöner und stolzer Vogel. Ich sah die einzige Möglichkeit, ihm das böse Beißen abzugewöhnen darin, dass man ihm beibrachte, dass nicht er sondern wir, bzw. ich der Herr im Hause war (Melanie hatte zu diesem Zeitpunkt schon ihren Kampf verloren, denn Kurt brauchte ihr nur zu drohen und schon zuckte sie zusammen).
sich seinen Anteil zu holen. In den nächsten Monaten wurde Kurt immer anhänglicher zu mir. Er nutzte jede Gelegenheit um zu mir zu kommen. Er wollte mit mir essen, mit mir auf der Couch schlafen, mit mir fernsehen und dauernd gekrault werden. Ich wurde auf der anderen Seite von ihm ebenso liebevoll gekrault. Er knabberte zärtlich an meinen Ohren, Augenbrauen und Finger. Nur beim Spielen wurde, bzw. wird er oft etwas übermutig und setzt seinen Schnabel nicht immer ganz zart ein. Wehe aber, es näherte sich jemand... schon wurde er wieder aggressiv und drohte mit gespreizten Flügeln. Egal wo ich mich nun in der Wohnung auch aufhielt, Kurt war bei mir. Langsam überlegten wir, dass es wohl an der Zeit war, eine Partnerin für ihn zu finden. Inzwischen hatten wir uns etwas informiert und waren zu dem Schluss gekommen, dass Kurt entweder der Unterart amazona farinosa guatemalae oder aber amazona farinosa virenticeps angehören musste. Auch waren wir davon überzeugt, dass Kurt, seinem ganzen Verhalten nach, ein "Männchen" sein musste...... Bei der Susi geht die Geschichte dann weiter.
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